St. Gertraud Magdeburg-Salbke

Erstausführung: Kunstanstalt für Glasmalerei Ferd. Müller, Quedlinburg

Fotos: Bernd Hundacker-Koch, Bad Pyrmont

*) Legende zu St. Gertraud Magdeburg-Salbke
Bettina Syderhelm: Die Integration postexpressionistischer Glasgemälde im Chor der Kirche St. Gertraud zu Magdeburg-Salbke
Die evangelische Kirche St. Gertraud im Dorf Salbke wurde 1866/67 an der Stelle eines mittelalterlichen Vorgängerbaus errichtet.1 Seit 1910 ist der Ort nach Magdeburg eingemeindet. Die neugotische Backsteinkirche hat eine eingezogene polygonale Apsis, seitliche Nebenräume und einen quadratischen Westturm mit spitzem Helm. Den weiten Kircheninnenraum prägt ein offener Dachstuhl mit gotisierendem Hängewerk. Ein Sternrippengewölbe auf Runddiensten überfängt den Chor. Man hat hier Verbindungen mit den Kirchenentwürfen des Baumeisters Friedrich August Stüler gesehen, eines der Hauptvertreter des Historismus.
Historische Fotografien aus verschiedenen Jahrzehnten helfen, einen Überblick über Veränderungen an den Chorfenstern zu gewinnen. Diese wurden vermutlich jeweils nach den Kriegen des 20. Jahrhunderts vorgenommen. Ein Bild, das vor dem ersten Weltkrieg entstanden sein wird, zeigt eine historistische, wohl zur Erbauungszeit der Kirche oder wenige Jahre danach geschaffene künstlerisch gestaltete Verglasung der drei Chorfenster.2 Sie waren damals durch Maßwerk gegliedert. In der Mitte sieht man den segnenden Christus vor einer dunklen Kielbogenrahmung mit ausgebreiteten Armen auf einem Postament stehend, die Seitenfenster waren ornamental verglast.3
Für die Jahre 1928 bis 1932 wird eine grundlegende Umgestaltung der Kirche angenommen.4 Eine jüngere Schwarzweißfotografie, die im Anschluss daran angefertigt wurde, zeigt nun neben figürlichen Malereien an der östlichen Stirnwand des Kirchenschiffs auch Veränderungen an den Fenstern im Chor.5 Diese betreffen vor allem die ornamentale Verglasung der Chorseitenfenster. Im Mittelfenster ist wiederum der segnende Christus zu sehen, nun jedoch, soweit das Foto es erkennen lässt, vor einer hellen Rautenverglasung.
Die Ausführung dieser Verglasung könnte in den Händen der Naumburger Glasmalereifirma Wilhelm Franke gelegen haben.6 Die auf dem Bild erkennbaren Fenster sind nicht überliefert. Nach schweren Schäden des Zweiten Weltkrieges wurde Ende der 1940er Jahre eine Bestandssicherung der Kirche erforderlich.7 Dabei ist das stark beschädigte Maßwerk der Chorfenster beseitigt und eine Neugestaltung der Verglasung vorgenommen worden. Darauf wird noch zurückzukommen sein.
Mit der Einrichtung eines Lapidariums für die Stadt Magdeburg in den Jahren 2008-2011 auf dem ehemaligen Friedhofsgelände rund um das Gotteshaus wird das Kirchengebäude heute teilweise auch für Ausstellungszwecke genutzt. Gravierende Bauschäden führten in diesen Jahren zu einer erneuten Instandsetzsetzung der gesamten Kirche, die sich auch auf eine Neuordnung des Innenraumes erstreckten. Damit verbanden sich Pläne des federführenden Architekturbüros, Veränderungen der Nachkriegszeit teilweise zurückzuführen und eigene neue Gestaltungen einzubringen.8 In diesem Zusammenhang nahm man eine Ausmalung der Wandflächen in Anlehnung an die Farbigkeit der Vorkriegsfassung vor und plante eine Erneuerung der Chorfenster. Die bis dahin grau getünchten Wände der Kirche wurden mit einer farbkräftigen Neufassung versehen, die das Raumbild der Kirche stark veränderte. Die Chorfenster waren zu diesem Zeitpunkt ausgebaut. Auf Anraten des Landesamtes für Denkmalpflege wurde 2009 Günter Grohs zunächst um Vorschläge für eine völlig neue Gestaltung der Chorfenster gebeten. Seine Entwürfe nahmen die Farbigkeit der aktuellen Ausmalung des Innenraumes auf, die sich nun in Blau-, Rot- und Gelbtönen zeigt.
Für das Mittelfenster sah der Entwurf des Künstlers eine abstrakte, grundsätzlich symmetrische Aufteilung vor, die die Fläche vertikal in farbige Bahnen und Friese gliederte, die Symmetrie dabei jedoch in lebendiger Weise durch Bearbeitung der Glasoberflächen, durch Brüche, vorgesetzte Formen und einander überschneidende Felder teilweise wieder aufbrach. Auch die das Mittelfenster flankierenden Fenster nII und sII sollten in dieser Weise in durchbrochene Bahnen und Randstreifen aufgeteilt werden. Die gliedernden Elemente in beiden Seitenfenstern waren dabei asymmetrisch und gegeneinander gespiegelt gedacht.
Zwischen den beiden seitlichen Fenstern wäre damit ein Dialog entstanden, der die Formen des Chorscheitelfensters aufgenommen und ihnen geantwortet hätte. Der Rhythmus wurde nochmals durch große herausgehobene Formen in allen drei Fenstern differenziert, die unterhalb der jeweiligen Fenstermitte eingefügt gedacht waren.
Bei der Planung für diese neuen Fenster setzten das Architekturbüro und die
Verantwortlichen im Landesamt für Denkmalpflege voraus, dass es sich bei dem
überlieferten Bestand um fragmentarische Reste der Bildfenster aus den Jahren 1928/32 handele, was den Angaben des Inventars der Glasmalereien des 19. Jahrhunderts in Sachsen-Anhalt entsprach.
9 Diesem zufolge sollten Gemeindeglieder die Bleiglasfenster aus
dem Chor im Zweiten Weltkrieg ausgebaut, sie damit vor der Zerstörung gerettet und 1945 wieder eingebaut haben. Kontrovers wurde darüber diskutiert, ob die Kriegsereignisse zu Verlusten an den Fenstern geführt hätten, die Bildfelder also unvollständig überliefert seien. Zu dieser Überlegung gab die isolierte Stellung der Mittelfigur und der vier farbigen Bildszenen vor einer hellen Rechteckverglasung Anlass. Seitens der Denkmalpflege schlug man vor, den erhaltenen Bildbestand zu verdichten oder aber die Chorfenster neu zu gestalten.
10 Die Kirchengemeinde ihrerseits bestand darauf, die überlieferten Glasmalereien
zu erhalten. Sie begründete ihre Position mit dem Hinweis auf die Verbundenheit der Gemeinde mit dem vorhandenen historischen Bestand und ihrem Einsatz für die Fenster 1945 nach den Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges.
11 In dieser Situation bat man Günter Grohs um Entwürfe, die den Bestand einbeziehen, jedoch die fragmentarische Wirkung der Bildfelder verändern sollten. Seiner einfühlsamen Gestaltung ist es zu verdanken, dass es nicht zu einer Entfernung der Fenster kam, die wie gezeigt werden kann, eine eigene künstlerische Sprache haben.
Der Befund zeigt nämlich, in der aktuellen Anordnung (2012) auf alle drei Fenster verteilt, Inschriften zu den Stiftern, dem Künstler und der ausführenden Werkstatt, die ein Überdenken der bisher angenommenen Geschichte nahe legen. Die Bezeichnung im Fenster
sII: „ENTWURF: / W. RITTERBACH / AUSFÜHR.: / GLASMALEREI / FERD. MÜLLER /
QUEDLINBURG“ nennt keine Jahreszahl.
12 Einen Hinweis auf ein Datum gibt aber die Stifterinschrift im Chorscheitelfenster: „GESTIFTET VON / AUG. MÜLLER / PATRONATSÄLT. / LZU. AGN. MÜLLER / LZGEB. SCHWERDT / A.D. 1945.“
13 Im Blick auf die Stifter
14 und auf die Jahreszahl in den Fenstern sowie angesichts der genannten historischen Fotografien hat die Verfasserin in Vorbereitung des vorliegenden Textes eigene Archivrecherchen durchgeführt.
In der Folge muss eine Korrektur der überlieferten Meinung zur Entstehung und zum Bestand der Fenster vorgenommen werden. Es fand sich eine 1945 und 1946 von dem Salbker Pfarrer Oskar Wilhelm Graichen geführte Akte, in der ein Teil seines Schriftverkehrs mit der Glasmalereiwerkstatt Ferdinand Müller in Quedlinburg aus den Jahren 1945 und 1946 sowie eine Entwurfszeichnung für die Chorfenster bewahrt geblieben sind.
15 Die Akte enthält außerdem detaillierte handschriftlich geführte Spenderlisten. Sie bezeugen ein großes Engagement der Kirchengemeinde für ihre Fenster, das für die Zeit unmittelbar nach dem Kriegsende sehr bemerkenswert war. Die Entwurfszeichnung belegt, dass es sich bei den Chorfenstern der Kirche in Salbke ganz eindeutig um neue und eigenständige Entwürfe des Malers Wilhelm Ritterbach handelte, die in der bis 2010 überlieferten Form vollständig und keineswegs fragmentarisch waren.
16 Leben und Werk Wilhelm Ritterbachs sind bisher kaum erforscht.
17 Er wurde 1884 in Hoisten bei Neuss geboren und starb 1952 in Bensberg bei Köln.
18 In der Mitte des 20. Jahrhunderts genoss er immerhin ein solches Ansehen, dass er neben anderen Arbeiten 1946/47 mit den Entwürfen für die Farbverglasung der Marienkapelle des Magdeburger Domes beauftragt wurde.
19 Im Mitgliederverzeichnis der Glasmalereifirma Ferdinand Müller in Quedlinburg finden wir den Kunstmaler Ritterbach 1943 unter den Mitarbeitern.
20 In den drei Chorfenstern der Kirche in Magdeburg-Salbke sind fünf große Bilddarstellungen zu sehen, die bis zum Jahr 2010 in eine sorgfältig patinierte Blankverglasung im Quadratverbund eingesetzt waren. Dabei zeigten die beiden seitlichen Fenster in horizontaler Teilung jeweils zwei räumlich deutlich voneinander abgesetzte Szenen: auf der Nordseite (nII), von oben nach unten zu lesen, die Geburt Christi und die Speisung der Fünftausend,
21 auf der Südseite (sII), in der Reihenfolge von unten nach oben, die Kreuztragung und die Himmelfahrt Christi.
22 Zwei Drittel des Chorscheitelfensters (I) nahm, wiederum umrahmt von einer Blankverglasung, eine große Darstellung des segnenden Christus mit Siegesfahne ein.
23 Die großen Bildfelder waren, vergleichbar den Fenstern Ritterbachs in der Marienkapelle des Magdeburger Domes, ohne gliedernde Randstreifen unmittelbar bis an die Laibungen in die Fenster eingepasst. Die Darstellungsweise der Szenen ist zeitbedingt, sie erscheint dabei manchem Betrachter des beginnenden 21. Jahrhunderts plakativ. Hinzu kommt, dass die verwendete Farbpalette auf den ersten Blick vergleichsweise flächig wirkt, obgleich die Farben durch eine malerische Überarbeitung der Scheiben nuanciert sind.
Neben den Grundfarben Gelb, Blau und Rot dominieren die Komplementärfarben Violett, Orange und verschiedene Grüntöne, dazu Braun, Grau und Goldtöne. Die jüngere
Kunstkritik hat eine Bildsprache wie die Ritterbachs, die mit einem klaren und schnell zu erfassenden Aufbau der Bildfelder arbeitet und Figuren darstellt, deren Gestik einfach zu lesen ist und deren Mimik ihre Wirkung ganz wesentlich aus einer starken Betonung der Augen zieht, für überholt erklärt. Wie für alle Phasen der Kunstgeschichte ist jedoch zu erwarten, dass spätere Generationen in einem größeren zeitlichen Abstand und mit weniger Überwindungseifer einen Perspektivwechsel vornehmen und die Zeugnisse dieser Kunst aus der Mitte des 20. Jahrhunderts in einer anderen Weise beurteilen werden.
Die neue Gestaltung, die Günter Grohs für die Ritterbachschen Fenster fand, wird den genannten Forderungen der Denkmalpflege nach Verdichtung der Darstellungen und nach architektonischer Einbindung in die rekonstruierte historische Raumfassung in ausgezeichneter Weise gerecht. Die 2010 vorgefundene Stellung der Bildszenen in den Fenstern wurde mit der Umgestaltung grundsätzlich beibehalten. Im Blick auf die Intention der Bildaussage erfolgte also keine durchgreifende Veränderung. Die Bearbeitung hat aber den Bildern ihre in den Augen unserer Zeitgenossen fragmentarische Wirkung genommen. Grohs erreichte dies, indem er zunächst die jeweils untere der beiden Einzelszenen in den seitlichen Fenstern an die darüber liegende heranrückte. Die beiden Bildpaare wirken dadurch kompakter und stellen nun gegenüber der großen Christus-Gestalt des Mittelfensters ein deutlicheres Gegengewicht dar. Sodann tauschte er die weiße Verglasung gegen malerisch differenziert gestaltete farbige Scheiben und schuf so für alle Darstellungen eine Rahmung und zugleich eine Einbindung in die Architekturfassung.
Damit bewältigte der Künstler mit bemerkenswertem Einfühlungsvermögen außerdem eine bei der Erneuerung der Farbfassung des Kirchenraumes 2009 entstandene problematische Situation. Durch den Rückgriff auf die Farbigkeit von 1928/32 war die Farbwirkung der Ritterbachschen Fenster von 1945/46 nicht mehr stimmig. Die Verglasung der Nachkriegszeit war in dem veränderten Raumbild geradezu zu einem Fremdkörper in der Kirche geworden. Um der Apsis als dem Blickpunkt des gesamten Raumes ihre geschlossene Wirkung zurück zu geben, nahm Grohs in seiner Arbeit die Farben der Raumfassung und die Farben der Nachkriegsverglasung auf. Dabei legte er farbige Flächen und Bahnen als
Gliederungselemente hinter und neben die Darstellungen Ritterbachs. Sie treten dort hervor, wo sie die Bildfelder in den Kontext der Architektur einbinden und rahmen.
Die neue Gestaltung in transparent violetten, blauen, grünen, gelben und grauen Farbtönen mit orange-gelben Akzenten steht dabei durch ihre aufwändigere Glasbearbeitung den flächigen Formen Ritterbachs eigenständig gegenüber.
Günter Grohs verwendete thermisch verformtes Floatglas, das in bis zu fünf Bränden eine reiche glasmalerische Bearbeitung mit Schwarzlot, Silbergelb und Farbaufträgen erfuhr. So entstand eine lebendige Farbwirkung, die als selbstständiger künstlerischer Beitrag deutlich erkennbar ist. Die künstlerische Integrationsleistung, die Wilhelm Ritterbachs Glasmalerei in das nach der Umgestaltung veränderte Raumbild der Kirche harmonisch einbindet, ist außerordentlich bemerkenswert.
Günter Grohs hat seine Arbeit für die Kirche in Magdeburg-Salbke nach eigenem Bekunden als einen offenen und über die bloße glasgestalterische Aufgabe hinausgreifenden Prozess erlebt. Er entwarf für den Altarraum auch ein großes Standkreuz, ein neues Lesepult und einen Osterleuchter aus Stahlprofilen. Dabei wählte er Form und Material in einem bewussten Gegenüber zu einem steinernen Altar aus der Nachkriegszeit. Alle diese Arbeiten zeigen, welche Herausforderungen sich für den Künstler in historischen Kirchenräumen ergeben können. Die Entwurfsarbeiten für das Kreuz, das Lesepult und den Leuchter suchen den bewussten Kontrast, für die Fenster bedurfte es der Integration, der Einbindung. Im idealen Fall sollte zeitgenössische Kunst in Kirchenräumen in gleicher Weise getragen sein von Respekt und Offenheit für künstlerische Leistungen vorangegangener Generationen wie von dem Selbstbewusstsein der eigenen Zeit.

ANMERKUNGEN
1 Zum Kirchenbau siehe Brülls, Holger/Honekamp-Könemann, Dorothee/ Ullrich, Sabine: Denkmalverzeichnis Sachsen-Anhalt Bd. 14, Landeshauptstadt Magdeburg, hg. vom Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Halle 2009, S. 54-55; Dorgerloh, Annette und Ribbert, Friedhelm (Hg.): Lapidarium St. Gertraud, o.O. (Magdeburg) 2011, S.10. – Eine Gedenktafel an der Außenwand erinnert an Sigismund und Hermann Schrader, in deren Händen die Bauausführung lag, nach Dorgerloh/Ribbert unter der Leitung eines Baumeisters Braun, nach Brülls e.a. Entwurf der Kirche von S. und H. Schrader.
2 Archiv der Kirchengemeinde Magdeburg-Salbke.
3 Seitens der Kirchengemeinde wird angenommen, dass diese Verglasung im Ersten Weltkrieg unterging, so nachzulesen in einer Ausarbeitung von Stefan Roemer und Martina Roemer vom Sept./Okt. 2010 zur Geschichte der Kirche anhand von Kirchenakten (Kopie der Ausarbeitung übergeben an das Kirchliche Bauamt der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Dienstort Magdeburg, am 7. Mai 2012).
4 In diese Zeit wird ein Farbentwurf mit der Unterschrift „Skizze für Ausmalung der Kirche in Südost [d.i. Magdeburg-Salbke] von W. Böhme, Maler Magdeburg, G. Klosterstr.19…“ datiert, von dem sich eine Kopie in den Akten des Bauamtes der EKM, Magdeburg, befindet.
5 Archiv der Kirchengemeinde Magdeburg-Salbke.
6 Mitteilung von Stefan und Martina Roemer 7.Mai 2012, Ausarbeitung vom Sept./Okt. 2010, a.a.O.
7 Die Zerstörungen und Reparaturarbeiten schildert ein Schreiben des Gemeindekirchenrates Magdeburg-Salbke vom 20. August 1950 an die Superintendentur Magdeburg, Kopie in den Akten des Kirchlichen Bauamtes der EKM, Dienstort Magdeburg.
8 Die Sanierung erfolgte unter Leitung des Architekturbüros Dr. Ribbert Saalmann & Partner Architekten BDA, Magdeburg, das den gesamten Kircheninnenraum überarbeitete.
9 Aman, Cornelia: Glasmalereien des 19. Jahrhunderts. Sachsen-Anhalt. Die Kirchen. Hg. von der Arbeitsstelle für Glasmalereiforschung des CVMA (Potsdam) der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Leipzig 2003, S. 287; ebenso eine schriftliche Auskunft vom 24.9.2010 von Matthias Simon, Kirchengemeinde St. Gertraud Magdeburg-Salbke sowie Schumann, Ludwig und Köhlert, Corinna, Magdeburg und seine Kirchen, hg. vom Evangelischen Kirchenkreis Magdeburg und der Katholischen Stadtpfarrerkonferenz Magdeburg, Magdeburg 1999, S. 71.
10 Schreiben des zuständigen Gebietskonservators Andreas Huth an Sina Stiebler, eine Mitarbeiterin des Architekturbüros Dr. Ribbert Saalmann, per E-Mail am 1.2.2010: „Gerade übergab mir Dr. Brülls den Entwurf von Herrn Grohs zum Ostfenster unter Bewahrung des Ritterbach‘schen Christus, der aus meiner Sicht gelungen ist. Nun muß sich die Kirchengemeinde bekennen: a) Erhaltung des Ritterbach‘schen Bestandes der Chorfenster unter nachträglicher künstlerischer Bildverdichtung oder b) Neugestaltung im Sinne der Langhausfenster.“ – Anm. der Verfasserin: Auch die Fenster des Kirchenschiffs sollten ggf. neu gestaltet werden.
11 Die Kirchengemeinde hatte die Fenster zudem wenige Jahre zuvor restaurieren lassen.
12 Zur Zeit der Untersuchung von Cornelia Aman befand sich die Inschrift ihren Angaben zufolge im Fenster nII (Aman 2003, wie Anm.8, S. 287).
13 Die Stifterinschriften der anderen Fenster lauten: in Fenster nII „GESTIFTET VON D. / EVANGELISCHEN / FRAUENHILFE / SALBKE UND / PASTOR OSKAR / GRAICHEN“; in Fenster sII „GESTIFTET VON / KIRCHVATER / RUDOLF AST, / GESCHWISTER / GLOCKMANN U. / OTTO MÜLLER (Befund nach Umbau 2011).
14 Einer der in den Fensterinschriften genannten Stifter, Pfarrer Oskar Wilhelm Graichen, wirkte seit 1936 in Magdeburg-Salbke. Damit ist sein Beitrag zu den Fenstern nicht vor diesem Jahr anzunehmen. Hinweise zu Pfarrer Graichen (1889-1950) finden sich im Pfarrerbuch der Kirchenprovinz Sachsen. Hg. vom Verein für Pfarrerinnen und Pfarrer in der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen e.V., Bd. 3, Leipzig 2005, S. 353. Er verstarb 1950 in Magdeburg-Salbke.
15 Archiv der Evangelischen Kirche der Kirchenprovinz Sachsen (AKPS) Rep. J 9, Nr. 345. Für die Unterstützung der Mitarbeiter des Archivs sei herzlich gedankt.
16 AKPS Rep. J 9, Nr. 345.
17 Er ist nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Landschafts- und Genremaler Wilhelm Ritterbach (1878- 1940), der in Düsseldorf und Köln tätig war.
18 Für den Hinweis auf die Lebensdaten danke ich Holger Brülls, Halle.
19 Die Fenster des Magdeburger Domes wurden 1946/1947 mit „W. RITTERBACH-KÖLN“ signiert. Zu den Fenstern im Dom s. auch Brandl, Heiko und Forster, Christian, in: Meller, Harald/ Schenkluhn, Wolfgang/Schmuhl, Boje (Hrsg.), Die Bau- und Kunstdenkmäler von Sachsen-Anhalt Bd. 1: Der Dom zu Magdeburg. Architektur (=Beiträge zur Denkmalkunde Bd. 6), Regensburg 2011, S. 523-524 und Anm. 308, S.558. Neben den Fenstern im evangelischen Magdeburger Dom und in St. Gertraud in Salbke finden sich auch im Langhaus der katholischen St. Marienkirche in Genthin farbige Verglasungen nach Ritterbachs Entwürfen. Auf weitere Arbeiten in Köln, Gütersloh, Wernigerode und Kleinwanzleben gibt das Archiv der Firma Ferdinand Müller Quedlinburg Hinweise (s. dazu Laska, Frank: Die Glasmalereianstalt Ferdinand Müller in Quedlinburg von ihrer Gründung bis zum Jahr 1914 (Diss. Halle/S. 2008), Quedlinburg 2009).
20 Laska 2009, a.a.O. mit weiterführender Literatur.
21 In der Entwurfszeichnung Ritterbachs ist die Speisung der Fünftausend oben, die Geburt Christi unten angeordnet (AKPS Rep. J 9, Nr. 345). Die bis 2010 bestehende, demgegenüber vertauschte Anordnung der beiden Darstellungen könnte entweder bereits beim ersten Einbau oder bei einer späteren Restaurierung vorgenommen worden sein. Die bisher bekannten Schriftquellen geben dazu keine Hinweise.
22 Abweichende Benennungen einzelner Bildthemen finden sich bei Aman 2003, a.a.O., S. 287 (für Fenster nII: Deutung der Darstellung der Speisung der Fünftausend als Kindersegnung Christi sowie Benennung der Himmelfahrt Christi als Auferstehung) und Schumann/Köhlert 1999, a.a.O. S. 71 (für Fenster sII: Deutung der Darstellung der Himmelfahrt als Bergpredigt sowie Bezeichnung der Kreuztragung als Kreuzigung).
23 Der überlieferte Entwurf Ritterbachs zeigte Christus mit dem Reichsapfel als Weltenherrscher.
Quelle: Buchgestaltung Friedrich Lux, Halle